Premiere am ersten Juli-Wochenende. Nur 7 Monate zuvor
hatten die meisten Mitglieder des Festivalteams den Namen Rudolstadt
überhaupt erstmals gehört. Um dann in einem überaus
hektischen Halbjahr ein Festival zu zimmern, das gleich von Null auf
Eins springen, sich als überfälliger deutscher Gegenpart
zu Falun, St. Chartier, Dranouter oder Tønder etablieren wollte.
Jeder hatte alles gemacht, von einer klaren Kompetenzverteilung konnte
in diesem ebenso bunten wie idealistischen Haufen von Folk-Enthusiasten
aus Ost und West keine Rede sein. Aber das war nicht der einzige Grund
zur Nervosität: Würde die Bevölkerung den Wandel vom
alten Tanzfest zum TFF mittragen? Würden Westfolkies auch zu
einem Festival im Osten fahren?
"In der Zeit der Vorbereitung unseres Tanz&FolkFestes hat
es viele Diskussionen darüber gegeben, ob es richtig sei, in
der gegenwärtigen schwierigen Situation, in der sich unsere
Stadt und die neuen Bundesländer befinden, eine Entscheidung
für ein Volksfest zu treffen", schrieb der Erste Bürger
der Stadt, Dr. Hartmut Franz, im Vorwort zum Programmheft 1991,
und fügte hinzu: "Wir glauben, richtig entschieden zu
haben: Die Tradition der Rudolstädter Tanzfeste soll erhalten
bleiben." Publikum wie Presse stimmten Franz einhellig zu:
Mit dem Fazit "Ein gelungeneres Festival dieser Art gab es
bislang in Deutschland noch nicht" bestätigte das Freie
Wort zudem den ehrgeizigen Anspruch der Festivalmacher, DAS Folkfest
im Herzen Deutschlands etablieren zu wollen. Ein Mammutaufgebot
von 90 Gruppen und Solisten aus 22 Ländern sorgten für
ein Festival, das "in dieser musikalischen Breite einmalig
in Deutschland" (LVZ) war und das "sich viele lange schon
so gewünscht und vorgestellt hatten" (OTZ). "Was
das Festival im 32 000-Seelen-Städtchen an der Saale ... so
einzigartig machte, war die gelungene Mischung aus Musik unterschiedlicher
Couleur ... und vor allem die Atmosphäre: Drei Tage lang dominierte
unangestrengte Gelassenheit die Straßen, wie sie in den alten
Bundesländern längst zur Rarität gehört"
(Badische Zeitung). |