Gewinner der Kategorie "Deutsche RUTH":
HISS
Hiss vermählt die Polka polnischer Auswanderer mit jamaikanischer
Gelassenheit, deutsche Abschiedsklänge mit der Hitze der
Südstaaten, Europa mit Afrika, Ost mit West. Kraftvoll und
ohne falsche Scham blasen sie jene Klänge nun von der Rampe,
während wir staunen und lauschen oder aber staunen und tanzen.
Was Hiss heute bringt, klingt nach den rauhen Tundren Finnlands,
nach der Dürre des nordmexikanischen Sommers, dem Liebreiz
Transsylvaniens und der Schwüle in den Sümpfen Louisianas.
Ob es nun eigene deutschsprachige Wer, Skispringerhymnen oder
Gauchotänze sind, alles ist durchweht von Forschergeist und
Risikofreude.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1995 veröffentlichte das
nach Band-Leader Stefan Hiss benannte Quintett bereits vier CDs
und spielte auf unzähligen namhaften nationalen und internationalen
Festivals. 1997 wurde der Titel "Negerpolka" für
den Rio-Reiser-Songpreis nominiert. Im November 1997 wurde ihnen
der Förderpreis der SDR-2-Liederbestenliste (Musikkritikerpreis)
verliehen.
Für die letzte CD "Polka für die Welt" reiste
die Band um die halbe Welt und stieß dabei auch in den entlegendsten
Gegenden auf Polka-Rhythmen.
Ein Konzert von Hiss ist eine vergnügliche aber keinesfalls
immer leichtfüßige musikalische Reise um den Globus.
Hammerharte, bitterböse Texte, die voller Sarkasmus in den
Untiefen der menschlichen Seele stochern. So unterschiedlich wie
die Rhythmen sind die Themen der Songs: deutsche Bierseligkeit,
Chauvinismus, Liebeskummer und das Tabuthema Tod sind nur einige
der Inhalte, um die HISS -Texte kreisen.
Die Jury hält HISS für preiswürdig, weil die Band
innerhalb des zu bewertenden Umfelds insbesondere durch ihre eigenständigen
Texte auffällt und ihre Arrangements sowohl differenzierter
gestaltet als auch filigraner an den Instrumenten umsetzt. Wo
manche sich leicht in Speed und Lautstärke verlieren gelingt
es HISS, eine - im Vergleich - quasi kammermusikalische Variante
zu präsentieren. Da bleibt noch Platz für den
Kopf, wenn man der Musik zuhört, und es geht nicht nur in
den Bauch oder die Beine. Dass sie dabei auch in der Lage sind,
über den deutschen Tellerrand hinauszublicken, hat ihnen
trotz der hier zu verhandelnden Kategorie "Deutsche Roots"
nur positives Feedback bei den JurorInnen eingebracht.
Stefan Hiss: Gesang, Akkordeon
Thomas Grollmus: Gitarren, Mandoline, Gesang
Patch Pacher: Schlagzeug, Gesang
Michael Roth: Mundharmonika, Gesang
Volker Schuh: Bass
Kontakt/Booking:
JFK Joachim Fischer Konzertbüro
Königsalle 43 - 71638 Ludwigsburg
Tel.: 0 71 41/12 56 20 Fax: 0 71 41/12 56 29
E-mail: jfkonzerte@aol.com
www.hiss.net
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Preisträger der "Globalen RUTH":
Wu Wei
Wu Wei, geboren 1970 in der südost-chinesischen Provinz Jiangsu,
erhielt bereits mit fünf Jahren Unterricht auf der chinesischen
Stabgeige Erhu. Mit 15 begann er sein Studium der Mundorgel Sheng
an der Kunstakademie von Nanjing. Von 1989 bis 1993 absolvierte
er als Meisterschüler das Studium dieses Instruments am Musik-Konservatorium
von Shanghai und gewann in dieser Zeit bedeutende nationale wie
internationale Wettbewerbe für traditionelle chinesische
Musik. Konzertreisen durch China, Japan, die USA und Europa eröffneten
ihm den Zugang zu außerchinesischen Musiktraditionen. Erste
Projekte mit europäischen Musikern führten ihn bereits
in Shanghai an Jazz und Neue Musik heran. Mit einem Künstler-Stipendium
des DAAD kam Wu Wei 1995 an die Hochschule für Musik Hans
Eissler nach Berlin, wo er seither lebt und seinen musikalischen
Horizont durch das Studium der westlichen Jazztraditionen ebenso
erweiterte wie in der Kooperation mit Musikern unterschiedlichster
Provenienz. 1999 wurde er Stipendiat des Berliner Senats und gewann
zuletzt 2002 den Ersten Preis im Musikwettbewerb "Musica
Vitale" in Berlin und Brandenburg.
Zwar kommt Wu Wei von der chinesischen Klassik her; er ist jedoch
genauso offen für moderne und improvisierte Musik, für
Einflüsse aus Weltmusik, Jazz, Neuer Musik oder Minimal Music.
Seit Jahren ist er auf der Suche nach einer eigenen, musikalischen
Sprache. Er experimentiert auf seinen Jahrtausende alten,
chinesischen Instrumenten, um verborgene Klänge zu finden
und versucht, mit Eigenem der modernen Musik neue Klangwelten
zu eröffnen. Durch seine reichen Erfahrungen kreierte er
auch neue musikalische Dimensionen für die eigene traditionelle,
chinesische Instrumentalmusik.
Die Jury verleiht Wu Wei den Preis, weil sie in seinen vielfältigen
Aktivitäten der letzten 18 Monate eine unbändige Lust
auf ständiges Entdecken von musikalischem Neuland spürt,
seine Kooperationen ohne Rücksicht auf musikalische Grenzen
schätzt, seine kompositorischen Fähigkeiten achtet und
bei all dem seine Präsenz auf der Bühne nicht außer
Acht gelassen hat.
Ob als Solist mit großem Orchester als Partner, im Duo mit
Schlagzeug bzw. chinesischer Zither, im Trio mit ethno-orientierten
Jazzern: der noch junge chinesische Musiker überzeugt mit
einem eigenständigen musikalischen Ausdruck auf der Sheng,
manchmal auch auf der Erhu. Dass er dies in einer Zeit tut, in
der manch eine Medienanstalt den Superstar sucht oder das Hörfunkprogramm
nach "Breitenwirkung" ausrichtet, hat ihm bei der Jury
durchaus zusätzliche Punkte eingebracht. In einem Umfeld
von noch anderen preiswürdigen Nominierungen dieser am besten
besetzten Preiskategorie sah die Jury in diesem Votum auch ihre
Aufforderung an Publikum, Medien und Veranstalter realisiert,
sich den anderen Tönen abseits des Mainstreams weiter zu
widmen.
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Gewinner in der Kategorie "Newcomer":
1. "Yalla Babo Express Orchestra"
Das Yalla Babo Express Orchestra ist ein noch sehr neues Ensemble,
wie es multikultureller kaum sein könnte. Ursprünglich
aus dem Trio "Sedamogh" (IR/TR/D) entstanden, entwickelte
sich dieses in Hessen beheimatete Projekt von Musikern aus der
Türkei, dem Iran, Deutschland, Österreich, Ungarn, und
Tschechien innerhalb nur eines Jahres zu einer Formation, die
fast alles spielt, was vom indischen Subkontinent bis zum Mittelmeer
die Beine zum Tanzen bringt.
Unabhängig von irgendwelchen konzeptionellen Zwängen
geht es allein um die pure Lust an Rhythmus, Klang und Melodie.
Banderi vom Persischen Golf, Tanz- und Kaffeehausmusik aus der
Türkei und dem Nahen Osten, Zigeunerklassiker aus Bulgarien,
Albanien und Mazedonien, Tammurriate aus Süditalien - ein
unglaublicher Mix der unterschiedlichsten Musiktraditionen, gespielt
auf Instrumenten, die man wirklich nicht alle Tage zu Gesicht
und Gehör bekommt! Denn: so bunt zusammengewürfelt wie
das Repertoire ist auch die Besetzung. Kennen gelernt haben sich
die MusikerInnen vorwiegend durch die Arbeit in verschiedenen
Ensembles, die mittelalterliche Musik spielen (u.a. "Sedamogh",
"Oni Wytars", "Sarband", "Gothart").
Sie hat sie über viele Jahre geprägt. Mit dem Projekt
Yalla Babo Express Orchestra und seiner garantiert schillernden
Mischung verschiedenster Stilrichtungen von traditionell bis Ethno
Jazz, dokumentiert auf der ersten CD "Limón?",
gehen sie einen neuen Weg.
Die Jury hat dem Yalla Babo Express Orchestra den ersten der beiden
Newcomer-Preise (und auch in dieser Reihenfolge!) verliehen, weil
sie von der Lebendigkeit des Vortrags, der Differenziertheit der
Stücke auf der CD, dem äußerst geschlossenes Klangbild
der Band und ihrer exzellenten Musikalität überzeugt
ist. Die Stimme passte sich gut ins Gruppengefüge ein, die
Instrumentalisten umschlossen die Stimme mit stilistisch interessanten
Klängen. Es mag sein, dass die Jury sich zudem noch von der
Musik hat einfach begeistern lassen und sich wünscht, dass
dieser Neubeginn einen langen Bestand hat...
Atilla Öztürk: g-clar., voc.
Veronika Neundorf: voc., 5-str.-viola
Peter Rabanser: voc., oud, baglama, tamburica, tammorra, gajda,
ney
Carsten Schober: voc., tn-sax, riqq, cister
Anja Herrmann: voc., zils, shaker, tamburello, cast., bendir,
darbuka, tapan
Davoud Nourdanesh: voc., darbuka, dogholla, davul, zarb, duff
Stefan Schicklgruber: kontrabass, fretless-bass
Kontakt:
Atilla Öztürk
Marburger Str. 15
35112 Fronhausen
06426-930254
info@yallababo.de
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2. Zoriya
Die in Berlin lebende Sängerin Zoriya stellt die
Musik, die sie aus ihrer Heimat Israel mitbrachte, in einen neuen
Kontext. "Wir greifen traditionelle Themen auf und interpretieren
sie nach unserem heutigen Verständnis. Dadurch schaffen wir
eine Brücke zur Gegenwart, die unsere Zuhörer in surreale
Landschaften entführen soll." Traditionelle jemenitische
Lieder treffen auf Popsongs, wie man sie von Achinoam Nini kennt,
und auf akustischen Pop, der auch von Jeff Buckley stammen könnte.
Zoriyas Gesang fühlt sich wie eine warme Brise an. Tiefe
Klänge erfüllen den Raum, weiche Töne und erdige
Rhythmen vermischen sich mit der Energie von psychedelischen Klängen,
die die Weite der Wüste erahnen lassen.
Nach ihrer Gesangsausbildung an der Ruben Academy in Jerusalem
kam sie 2000 nach Berlin. Hier lernte sie den aus Libanon stammenden
Percussionisten Khader Ahmad kennen. Sie gründeten eine Band
und nannten ihr ungewöhnliches Miteinander "Two Knifes
together". Dass sie Israelin und er Palästinenser ist,
störte beide nicht sondern motivierte sie zusätzlich
nach musikalischem und menschlichem Verständnis zu suchen.
So multikulturell die Bandbesetzung Zoriyas manchmal ist, umso
entschiedener fokussiert ist die zumeist von Zoriya komponierte
Musik: orientalisch, jemenitisch, rhythmisch - eine intime musikalische
Begegnung mit jahrtausende alten Kulturen.
Die Jury hat Zoriya einen zweiten Newcomer-Preis zuerkannt, weil
sie in der Arbeit dieser jungen Musikerin einen interessanten
und qualitativ bemerkenswerten Ansatz sieht. Sie verbindet mit
der Verleihung des Preises ausdrücklich den Wunsch nach Förderung
einer Musikerin, die sicher noch nicht in allen Belangen ihrer
musikalischen Entwicklung an der Grenze ihres Könnens angelangt
ist - deren bisheriger Weg aber zu schönen Hoffnungen berechtigt,
wenn sie ihre ausgezeichnete Stimme langfristig einbettet in ein
festes Ensemble.
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Ehren-RUTH: Walter Moßmann
Die Ruth-Auslober MDR, PROFOLK und TFF.Rudolstadt verleihen Walter
Moßmann die Ehren-Ruth 2004, weil sie damit die Besonderheit
seines bisherigen Lebenswerkes in den Mittelpunkt stellen möchten.
Dieses beinahe unüberschaubare Gesamtwerk kann nie ohne sein
politisches Engagement gesehen werden. Walter Moßmann stellt
ein lebendiges Beispiel für die Einheit des künstlerischen
Schaffens mit der Kritik an den bestehenden Verhältnissen
und Ungerechtigkeiten dieser Welt dar. Er lebt diese Einheit bis
heute und war dabei inmitten seiner zahlreichen Aktivitäten
auch immer einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Liedermacherszene
seit ihren Anfängen.
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